Fakten

Ein paar Wirtschaftsdaten

Wusstest du, dass…

  • In Österreich rund 40 000 Arbeitsplätze direkt bzw. indirekt von Motorradfahrern abhängen?
  • In Österreich rund 800 000 einspurige Kraftfahrzeuge angemeldet sind ? Was dies alleine an Steuern einbringt…
  • In Österreich ca. 15 % der Wahlberechtigten Motorradfahrer sind. Manch eine Partei träumt von so einem Wert in seiner Wählerschaft.
  • In Tirol im Jahr 2017 fast 10 mal so viele Alpinisten wie Motorradfahrer tödlich verunglückt sind?

Einfach zum Nachdenken:

Die Lärmproblematik aus Sicht eines Schuldigen ? Oder Fluch und Segen ? im Lecht’l dat mar soaga „mar ko it da Rausch und sGald hoaba“.

Zum Thema Motorrad Terror (finde ich übrigens eine vollkommen bescheuerte Bezeichnung) habe ich in den letzten Wochen und Monaten sehr oft Stellung bezogen und wurde auch entsprechend oft an den Pranger gestellt. Aber ein paar Fakten sollten wir alle vielleicht nicht außer Acht lassen.

Aus welchem Grund

  • Sollte ein leises Motorrad an Wochenenden die beliebten Ausflugsstrecken nicht fahren dürfen, ein lauter Sportwagen jedoch schon?
  • Werden Motorradfahrer immer Pauschal verurteilt, Autofahrer aber nicht? Jeder Motorradfahrer ist ein „Lärmterrorist, Raser, Organspender und was man noch so hört. Ist also jeder Autofahrer automatisch ein Alko-Lenker?
  • Sollte ein Besitzer mehrer Kraftfahrzeuge (das Motorrad ist nun mal meist ein Hobby und nicht das Hauptfortbewegungsmittel) der dadurch auch deutlich mehr an Steuern bezahlt und das System und den Finanzhaushalt unseres Landes mehr unterstützt als jemand der „nur“ ein Kraftfahrzeug als Nutzfahrzeug bedient, zum Dank für den Mehraufwand von der Straßennutzung ausgeschlossen werden?

Umwelt: Motorräder erzeugen keinerlei Feinstaub und liegen auch vom Ausstoß sonstiger Schadstoffe weit hinter Autos.  Und wenn man sagt, dass Motorräder zu einem großen Teil zu unnützen Fahrten (Ausflugsfahrten) verwendet werden, dann möchte ich mal daran erinnern, dass die Wanderbusse im Lechtal für den „oh so sanften Tourismus“ monatlich einen Dieselverbrauch von nahezu 100 000 Liter haben. Also, dieses Thema sollten die Motorradhasser schnell wieder vergessen.

Unfallzahlen: wenn man bedenkt, dass in Österreich jährlich mehr Menschen an Krankenhauskeimen ums Leben kommen, als im Straßenverkehr, dann relativiert sich auch das sehr schnell. Und bei genauer Betrachtung müsste man dann wohl über Verbote jeglicher Alpin-Sportarten nachdenken, da deutlich mehr Wanderer, Skifahrer, Mountainbiker und sonstige Freizeitsportler ums Leben kommen als Motorradfahrer. Von 430 gesamt im Straßenverkehr getöteten Personen waren im Jahr 2015, 75 Motorradlenker, davon 6 auf Leichtkrafträdern.

  • 2016 waren es zum Stand 09.10. gesamt 81 Motorradfahrer, was jedoch auf das schöne Wetter speziell in den Motorrad Ballungsgebieten (Salzburg & Kärnten) zurück zu führen ist.
  • In ganz Tirol sind im Jahr 2017 gesamt 10 Motorradlenker ums Leben gekommen.
  • Die vermutlichen Hauptunfallursachen waren in vier Fällen eine nicht angepasste Geschwindigkeit und in je drei Fällen Überholen und Unachtsamkeit/Ablenkung.
  • Ein verschwindend geringer Anteil an tödlichen verunglückten Motorradfahrern, in Relation zu den Alpinunfällen gesetzt.
  • Jeder einzelne Tote ist zu viel. Aber das gilt für alle Freizeitsportarten!

Fahrzeugbestand: das der Fahrzeugbestand zunehmend ist stimmt vollkommen. Dies hängt aber zu einem sehr großen Teil von den katastrophalen Parkbedingungen in Ballungsräumen ab. Hier ein Fakt der in jeder Hinsicht durch Messungen belegbar ist: ein motorisiertes Zweirad ermöglicht es Geld und Zeit zu sparen. Bereits jetzt können durch die Nutzung von Motorrädern Zeitkostenersparnisse in Höhe von 20,2 Mio. Euro jährlich durch die Fahrer realisiert werden. Die vermiedenen Parkplatzsuchkosten belaufen sich auf 2,5 Mio. Euro jährlich. Im Vergleich zum Pkw werden durch den geringeren Treibstoffverbrauch von Motorrädern und Mopeds Treibhausgasemissionen in Höhe von 61.100 Tonnen CO2-Äquivalent jährlich eingespart, davon 4.200 Tonnen CO2-Äquivalent aufgrund niedrigerer staubedingter Emissionen. Derzeit sind in Österreich 782 786 Motorräder bzw. Leichtkrafträder angemeldet. Oder wie man aus Politiker Sicht sagen könnte: Jeder 10. Wähler fährt Motorrad und weitere 40 000 Menschen in Österreich leben von der Motorradwirtschaft.

Wirtschaftsfaktor: Wie bereits erwähnt, leben rund 40 000 Menschen in Österreich von der Motorradwirtschaft. In Deutschland spricht man von jedem 100. Arbeitsplatz der von diesem Industriezweig abhängt. 2013 erwirtschaftete das gesamte Wertschöpfungsnetzwerk der Motorradwirtschaft in Österreich 2,4 Mrd. Euro an Bruttowertschöpfung, jeder 109. Arbeitsplatz in Österreich ist direkt und indirekt der Motorradwirtschaft zurechenbar. Die Exporte wachsen mit 10 Prozent jährlich überdurchschnittlich stark. Werden zur klassischen Herstellung und dem Handel mit Krafträdern all jene Wirtschaftsbranchen, deren Produkte und Dienstleistungen vom Motorrad abhängen (wie beispielsweise der Tankstellenbetriebe, Versicherungsgesellschaften, Bekleidungshersteller usw.) hinzugezählt, so beläuft sich die gesamte, im Jahr 2013 erwirtschaftete Bruttowertschöpfung in Österreich auf 2,4 Mrd. Euro. Dies hat die Arge 2Rad in Kooperation mit dem Economica Institut für Wirtschaftsforschung berechnet. Das Wertschöpfungsnetzwerk der Motorradwirtschaft ist somit für 0,83 Prozent des Bruttoinlandsprodukts verantwortlich und damit mit der gesamten Leistung des Sektors Einzelhandel mit Bekleidung vergleichbar, sagt Dr. Anna Kleissner von Economica. Jeder 120. erwirtschaftete Euro in Österreich ist somit mittelbar oder unmittelbar der Motorradwirtschaft zuzurechnen.

Verkehrssituation: Hauptgründe die speziell in Ballungsräumen für Motorräder als beliebtes Fortbewegungsmittel sprechen, ist die deutlich höhere Flexibilität und der geringere Platzaufwand. Ein Roller oder Großroller macht in der City deutlich mehr Sinn und ermöglicht ein Vorankommen auch bei erhöhtem Verkehrsaufkommen oder angespannter Verkehrslage. Dieser Faktor spielt in unserem Fall eine eher untergeordnete Rolle, erklärt aber warum die Zulassungszahlen für motorisierte einspurige Kraftfahrzeuge zunehmen. Das diese im Bestand vorhandenen Fahrzeuge dann auch für Ausflugsfahrten zum reinen Vergnügen dienen ist legitim. Selbst der eingefleischteste Umweltaktivist fährt nicht mit dem Eselskarren in den Urlaub. Was jedoch zu bedenken ist, wenn man über die Verkehrssituation nachdenkt ist die Tatsache, dass es bei uns sehr wohl auch einige Hauptverkehrsadern gibt, die stark belastet, bzw. teilweise auch bereits überlastet sind. NEIN, nicht Hahntennjoch oder Namlostal sind gemeint, auch nicht der oft diskutierte Gaichtpaß oder die Planseelandesstraße, sondern unser Ausserferner Problemkind der Fernpaß. Wenn man jetzt den Aussagen mancher selbsternannter „Anti Motorrad Aktivisten“ Glauben schenken mag, fahren über die genannten Ausflugsstrecken tausende Motorräder pro Tag, speziell an den Wochenenden. Nun stellt sich die Frage, ob die sogenannte „Fernpaßproblematik“ sich verbessert, wenn die Ausflugsfahrten der Motorradfahrer, die sich für eine Nord–Südachse entschieden haben, zusätzlich noch über den Fernpaß geleitet werden ?

Feindbild Motorradfahrer: Ich fahre nun schon fast mein ganzes Leben Motorrad und habe inzwischen sämtliche Situationen durchlebt. Von ungeliebt in den 80’ern bis hin zu sehr geliebt von der Wirtschaft und dem Tourismus in den letzten 20 Jahren, über stark kritisiert in der Gegenwart. Fakt ist, ich leiste einen sehr starken Beitrag zur Wirtschaft durch das Thema Motorrad, betreibe eines der hunderten Bikerhotels im Alpenraum (übrigens gibt es davon über 200 in Tirol und auch einige im Ausserfern). Unsere Gäste kommen überwiegend mit Auto und Anhänger zu uns und möchten in Ruhe einen herrlichen Urlaub in einer schönen Gegend genießen. Dass sie von den führenden Zeitungen des Landes als Lärmterroristen bezeichnet werden ist eines Tourismuslandes in keiner Weise würdig. Weiters möchte ich an die Podiumsdiskussion im Herbst 2016 erinnern, die von der Tiroler Tageszeitung organisiert wurde und unglaublich motorradfeindlich ausgerichtet war. Erstaunlicher Weise war kaum ein Lechtaler unter den rund 200 Leuten im Saal und auch die Lechtaler Bürgermeister blieben dieser Veranstaltung wohl nicht ohne Grund fern. Nur sehr wenige hier profitieren nicht vom Tourismus und nahezu jedes Gasthaus, jedes Ausflugslokal, die Tankstellen und viele mehr, sind sehr froh um die Biker. In weiterer Folge wird Erwirtschaftetes in die Betriebe investiert und so kommt das Handwerk auf den Plan. Tischler, Installationsfirmen etc. Meine Tourenkarten werden von einer Lechtaler Firma entworfen, meine Bikerprospekte ebenfalls, meine Website von einer Außerferner Firma gewartet und programmiert, alle Drucksorten von Artpress gedruckt?

Merkt ihr was? Es ist an der Zeit zu verstehen, dass Geld nicht aus dem Bankomaten kommt, bzw. der Strom nicht aus der Steckdose.  Für Leute die mit Ihrem Moped armselig den ganzen Tag die paar Kurven am Gaichtpass rauf und runter fahren, habe ich auch in keinster Weise Verständnis, aber das Nutzen unserer Straßen zur Fortbewegung steht uns, so lange wir uns an Gesetze und Vorschriften halten, allen im gleichen Ausmaß zu.

Es scheint so, als würde jede Region seine Feindbilder benötigen. Die Region in Zell am See hat eine sehr große Wertschöpfung aus arabischen Gästen, die aber zugleich auch ein großes Feindbild sind. In anderen Regionen sind es die Mountainbiker die ungeliebt aber zahlungskräftig das Geld ins Land bringen. Der Vergleich eines im Tourismusektor tätigen Fachmannes mit „Sextourismus im Vatikan“ und der Vorschlag von „Sektion Control am Hahntennjoch“ sorgten bei der Podiumsdiskussion der Tiroler Tageszeitung im Herbst 2016 natürlich für viele Lacher, jedoch sollten wir nicht belustigen, sondern nach Lösungen für den Verkehrslärm und nicht wie so oft getitelt „Motorradlärm“ suchen.

Erstaunlicher Weise wird nur wenige Kilometer Luftlinie vom Lechtal entfernt, mit den selben Fördermitteln wie in der REA (Regionalentwicklung Ausserfern) nach Motorradfahrern geworben. Zum Vergleich hier ein Blick und dort ein Klick.

Ausgrenzung kann es nicht sein!

Autor : Kai-Uwe Bürskens – Motorradfahrer aus Überzeugung und Wirt von einem der ersten Motorradhotels in Tirol. Seit 1999 spezialisiert auf Motorradtourismus. Ehemals Organisator des Lechtaler Bikertreffens (4 Auflagen von 2001 bis 2004). Ehemals Präsident des Lechtaler Motorradclubs Hot Wheels (inzwischen aufgelöst). Veranstalter von verschiedensten Motorsportveranstaltungen (Fahrtechniktrainings, Kindermotocross…) Gründer der Tourguide Akademy die heute noch immer durch die Deutsche Verkehrsfachschule im Schönauer Hof stattfindet.

Quelle der Informationen und Statistiken:

Statistik Austria
Arge 2Rad
Bundesministerium für Inneres